Wie gesund ist urbanes Gärtnern?

Urbanes Gärtnern ist voll im Trend: Immer mehr Leute pflanzen mitten in der Stadt in ihrem eigenen Garten, in einem Gemeinschaftsgarten oder auch auf dem Balkon Gemüse oder Obst für sich selbst. Doch ist Gemüse und Obst aus der Stadt unbedenklich? Und falls nein, was kann man dagegen tun?

Aktuelle Untersuchungen

Dr. Ina Säumel von der Technischen Universität Berlin hat in einer Untersuchung Gemüse und Obst untersucht, das in der Berliner Innenstadt angebaut wurde. So hat die Hälfte des Gemüses die Grenzwerte für Blei überschritten. Obst hingegen war bei weitem nicht so belastet wie das Gemüse.

Dabei hat die Sorte oder die Art des Gemüses keine Rolle gespielt. Und wie man sich denken kann: Je näher das Gemüse an einer Straße lag, desto höher war die Schadstoffbelastung.

Das Problem liegt teils auch in der Vergangenheit: In den 70’er und 80’er-Jahren wurde durch Umwelteinflüsse wie verbleites Benzin einiges an Schwermetallen in die Erde gebracht. Zwar sind diese Umwelteinflüsse mittlerweile stark reduziert, doch sind die Schwermetalle immer noch stark im Boden vertreten.

Das bekommt man auch regelmäßig mit, wenn ein altes Bahngelände bebaut werden soll und und der Boden erst einmal kontaminiert werden muss.

Welche Möglichkeiten für gesundes Stadtgemüse- und -obst gibt es?

Abstand und Zwischenräume – Wie oben erwähnt: Je näher Obst und Gemüse an einer Straße, desto höher die Schadstoffbelastung. Das heißt: Ein Gelände suchen, das von möglichst wenig Verkehr umgeben ist und auch möglichst viel Abstand zu den Straßen hat.

Zusätzlich ist es auch extrem von Vorteil, wenn etwas zwischen den Nutzpflanzen und dem Verkehr und der Straße ist. Das kann eine große, üppige Hecke sein und/oder ein Haus. Beides schirmt ab. Stichwort Bahngelände: Auch wenn ein Haus dazwischen ist, sollte man schauen wie das Gelände zuvor genutzt wurde. Hier kann auch eine einmalige Bodenuntersuchung Abhilfe und ruhige Nächte verschaffen.

Hochbeete und die richtige Gartengetaltung – Eine gute Möglichkeit einem kontaminierten Boden zu entgehen sind Hochbeete. In diese Hochbeete kommt zugekaufte Erde, die frei von Schadstoffen ist. Aber: Es sollte eine qualitativ hochwertige Erde mit RAL-Gütezeichen sein, dann kann man sich der Qualität sicher sein.

Aber auch das bringt nichts, wenn das Hochbeet direkt neben einer Straße steht. Hier sollte man beim Anlegen des Gartens entsprechend planen. Gerade dann wenn große Büsche und Hecken fehlen, empfiehlt es sich, Schutzhecken anzulegen, danach Obstbäume und -sträucher und dann erst Gemüsebeete. Auch kann man die Gemüsebeete nochmals mit einer kleinen Schutzhecke einfassen und so das Risiko nochmals vermindern.

Auch Schnittblumen eignen sich als Schutzmaßnahmen oder Beerenobst wie die Himbeere. Man verschenkt also keineswegs Platz oder muss Sachen anbauen, die man nicht mag.

Balkongemüse ist fein raus –  Wer Gemüse bei sich auf dem Balkon anbaut und nicht gerade im Erdgeschoss an einer 4 spurigen Straße wohnt, kann ruhigen Gewissens zugreifen, da der Abstand zur Straße in der Regel mehr als ausreichend ist. Auch benutzt man gekaufte Erde, die bei entsprechender Qualität frei von Schadstoffen ist.

Lieber kein Gemüse und Obst aus der Stadt essen?

Wenn man die obigen Tatsachen beachtet, spricht nichts dagegen, Gemüse und Obst aus der Stadt zu essen. Zumal man es genauso wie gekaufte Ware vor Gebrauch nochmal waschen sollte. Die Vorteile überwiegen daher bei weitem die Nachteile. Und die Nachteile wiederum kann man sehr stark minimieren.


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6 Kommentare zu “Wie gesund ist urbanes Gärtnern?

  1. Interessanter Artikel!
    Ich weiß z.B., dass man Beeren nicht zwingend pflücken sollte, die z.B. direkt neben der Straße an einem Zaun entlangwuchern. Oder Pilze, denn die neigen besonders gern dazu, Schwermetalle aufzunehmen.
    Dass man einen Boden vorher überprüfen soll oder Hochbeete anlegt, ist bestimmt auch für Schrebergartenbesitzer interessant.

    • René Zintl

      Ja ist einem manchmal wirklich nicht bewusst. Wobei viele bei ihren Haustieren kein Gras von neben der Straße nehmen, aber bei dich selber nicht so aufpassen.

      Und dann muss man das auch immer im Verhäktnis sehen, wieviel Verkehr in der Nähe ist usw.

  2. Wir atmen doch tagtäglich die verbleite Luft, da braucht man jetzt beim Gärtnern nicht mit der Panikmache anfangen.
    Ich finde das Projekt richtig klasse und hoffe, dass in Zukunft immer mehr Städte mit Nutzpflanzen begrünt werden.
    Je mehr Pflanzen, desto weniger Schadstoffe in der Luft. Zudem werden durch die, in der Stadt produzierten Lebensmittel auch Transportwege gespart, was wieder den Schadstoff-Ausstoß verringert.

    • René Zintl

      Spricht auch gar nichts dagegen in der Stadt viel Grün, Gemüse und Obst zu haben. Im Gegenteil, kann gar nicht genug Grün da sein.

      Andererseits sollte man das aber im Auge behalten in wie weit das belastet ist.

  3. Darüber habe ich noch gar nich nachgedacht! Gibt es Pflanzen, die die Schadestoffe filtern?

    • René Zintl

      Alle Pflanzen filtern Schadstoffe (Vereinfacht gesagt). Daher auch der Rat, einfach etwas Puffer zwischen dem Gemüse/Obst und der Straße zu haben. Zum einen als natürliche Barriere und zum anderen weil Sträucher und Bäume eben die Luft reinigen.

      Es gibt aber einige Zimmerpflanzen, die noch zusätzlich Schadstoffe aus der Luft filtern. Die Grünlilie ist das bekannteste Beispiel. Die Grünlilie filtert Formaldehy und baut viel Kohlendioxid im Raum ab.

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