Wer die Qual hat, hat die Qual: Selbst im Baumarkt bietet sich eine breite Auswahl an Zimmerpflanzen in allem möglichen Variationen. Doch wie findet man eine Pflanze, die in die jeweilige Wohnung, an den jeweiligen Platz passt und einem selbst dann auch noch gefällt?
Was man selber will und kann
Das ist eigentlich der wichtigste Punkt: Dass man sich selber erst einmal klar wird, was man selber kann und was man selber möchte. Welche Kenntnisse habe ich von Pflanzen? Bin ich ein kompletter Anfänger oder bin ich schon seit Jahren voll dabei?
Die Zeit vergisst man man als Faktor dabei auch sehr gerne: Brauche ich eher pflegearme Pflanzen, weil ich kaum Zeit für die Pflege hätte oder kann es auch etwas aufwändigeres sein. Fleischfressende Pflanzen zum Beispiel brauchen kalkarmes Wasser. Möchte ich mir extra die Mühe machen, dafür Regenwasser zu sammeln oder entsprechendes Wasser zu kaufen?
Und schließlich noch das liebe Geld: Was bin ich bereit auszugeben? Sollen es lieber teure, einzelne Solitärpflanzen sein oder viele kleinere, aber dafür günstigere Pflanzen sein? Da spielt natürlich auch der Geschmack eine Rolle und wie die Wohnung eingerichtet ist.
Natürlich kann man auch Pflanzen für den Mülleimer kaufen. Etwa das Alpenveilchen, das in der warmen Wohnung schnell wieder verblüht. Man kann aber auch schauen, dass man sich Pflanzen kauft, mit denen man einige Jahre seine Freude damit hat. Das ist zwar etwas komplizierter, aber auch nachhaltiger. Und schont noch den Geldbeutel.
Was kann ich der Pflanze an Licht bieten?
Dass Pflanzen Licht brauchen, lernt man schon in der Schule. Ohne geht es nicht und zu viel kann mitunter auch schlecht sein. Wobei man generell sagen kann, dass die meisten Pflanzen einen hellen Standort mögen, der aber nicht der direkten Sonne ausgesetzt ist (Verbrennungsgefahr).
Dabei ist hell nicht gleich hell. Auch wenn es ein lichtdurchfluteter Raum ist, kann eine Pflanze in solch einem Raum eingehen, wenn sie an einer zu dunklen Stelle steht, auch wenn es einem als Mensch hell vorkommt.
Wenn man denn unbedingt für eine Ecke weiter hinten im Raum etwas möchte und sich nicht sicher ist, ob die Pflanze mit dem Licht auskommt, stellt man die Pflanze einige Tage an diese Stelle. Sollte es ihr dort nicht gefallen, lässt die Pflanze je nach Gattung Blätter fallen oder die Blätter werden hellgrün oder gelb. Manche Pflanzen werden dann auch extrem lang, weil sie zum Licht hin wachsen. Was man im übrigen “vergeilen” nennt.
Auch Gardinen und Vorhänge – auch wenn sie durchsichtig sind – beeinflussen das Licht im Zimmer sehr stark und erzeugen teils sehr diffuses Licht, so dass lichthungrige Pflanzen unbedingt am Fenster stehen müssen. Nicht ganz unwichtig ist auch, in welche Himmelsrichtung das Fenster zeigt. Gerade an einem Südfenster muss man mit der Sonne aufpassen und eventuell Pflanzen sogar schattieren, da diese sonst durch die Sonne verbrennen würden.
Sollte man sich partout nicht sicher sein, kann man das Licht auch messen. Mit einem Luxmeter kann man am jeweiligen gewünschten Standort der Pflanze vor dem Kauf das Licht messen. Das ist aber wenig Praxistauglich, da man erst den Luxwert für die Pflanzen ermitteln muss. Im Normalfall reichen die Angaben auf dem jeweiligen Etikett das der Pflanze beiliegt:
- Hell – Da gibt es nicht viel zu rütteln, die Pflanze muss direkt am Fenster stehen. Manchmal steht auch der Zusatz “Keine direkte Sonne” mit dabei. Das heißt dann nicht, dass sie gar keine direkten Sonnenstrahlen verträgt, aber gerade im Sommer kann sie durch direkte Sonne verbrennen.
- Halbschattig – Von dem “schattig” im Namen darf man sich nicht zu sehr verleiten lassen, solche Pflanzen sehr dunkel zu stellen. Auch diese mögen es lieber heller. Ein halbschattiger Standort wäre in der Mitte eines Raumes, je nachdem wie groß der Raum ist.
- Schattig – Mögen nur wenige Pflanzen. Und auch hier gilt: Die Pflanzen brauchen trotzdem noch ein gewisses Maß an Licht. Daher sollte die Pflanze immer in Sichtweite zum Fenster stehen. Ideal sind solche Pflanzen aber für Nordfenster.
Natürlich hätte man noch die Möglichkeit mit der künstlichen Beleuchtung und gerade mit den LEDs ist das mittlerweile nicht mehr so teuer wie früher. Aber es muss einem gefallen, dass die Pflanzen angestrahlt werden und Strom verbraucht das dennoch.
Was man mit der Zeit auch feststellen wird: Die Die Pflanzen richten sich nach dem Licht aus. Kommt es nur von einer Seite, richtet sich die Pflanze auch nur nach einer Seite aus. Das Problem ist etwas heikel, denn man kann zwar die Pflanze regelmäßig drehen, aber in der Praxis klappt das oft nicht und ist auch nicht gut für die Pflanze. Der beste Zeitpunkt, um die Wuchsrichtung zu verbessern, ist nach einem Rückschritt, da die Pflanzen dann sowieso neu austreibt.
Das Licht hat auch bei manchen Pflanzen Einfluss auf das Aussehen der Pflanze. Manche Kakteen bilden bei viel Licht auch stärkere Stacheln. Weihnachtssterne brauchen eine Zeit lang eine Kurztagsperiode, damit sie ihre roten Brakteen bilden können. Und im Winter ist es vielen Pflanzen generell zu dunkel. Die meisten Zimmerpflanzen kommen aus dem tropischen Bereich und brauchen entsprechend kräftiges Licht. Daher stellt man Überwinterungspflanzen aus dem Garten auch möglichst kühl: Da sie die erforderliche Lichtmenge nicht mehr erhalten, ist der gesamte Stoffwechsel herabgesetzt und man muss die Temperatur und das Gießen auf den niedrigen Stoffwechsel anpassen.
Temperatur
Wie oben schon erwähnt, kommen die meisten Zimmerpflanzen aus eher warmen Gefilden im tropischen Bereich. Dementsprechend brauchen sie zum einen viel Licht und zum anderen auch entsprechende Wärme. Dass es mit dem Licht (sofern man nicht belichtet) schwer werden kann, ist nichts neues. Bei den Temperaturen kann man aber dank der Heizung recht einfach nachhelfen, wenn es zu kalt werden sollte.
Dabei unterscheidet man grob in Arten, die es kühler (Bis 15 Grad) brauchen:
- Azaleen, Alpenveilchen, Kamelien, Primeln, Efeu und andere
Und die größte Gruppe von Pflanzen, die es gerne warm (ab 15 Grad) brauchen:
- Philodendron, Grünlilie, Birkenfeige, Fensterblat und andere
Den jeweiligen Pflanzen gerecht zu werden, ist nicht einfach, möchte man aber von den Pflanzen möglichst lange etwas haben, muss man die passenden Pflanzen für den passenden Platz kaufen. Ein gutes Beispiel sind Orchideen. Dort gibt es beispielsweise die Schmetterlingsorchidee (Phalaenopsis) die in einem kühlen Flur mit der Zeit kümmern würde, genauso wie Cymbidium-.Orchideen in einem warmen Raum nicht lange halten würden. Natürlich kann man solch eine Orchidee auch für kurze Zeit im warmen Zimmer halten. Mit der Zeit verkümmert sie aber immer mehr, so dass sie ein Fall für den Kompost wäre.
Woran viele dabei nicht denken, wenn Pflanzen Probleme machen ist, dass Pflanzen nicht nur warme Luft brauchen, sondern auch einen Warmen “Fuß”. Die Anthurie beispielsweise braucht nicht nur um die 22 Grad Zimmerlufttemperatur, sondern der Wurzelbereich sollte genauso warm sein. Steht die Anthurie aber auf einem kalten (und vielleicht noch schlecht isolierten) Fensterbrett aus Stein, schränkt das die Nährstoffversorgung ein und die Pflanze verkümmert oder geht ein. Abhilfe schafft hier ein anderer Platz oder eine Lage Styropor unter dem Topf.
Luftfeuchtigkeit
Was mit der Temperatur zusammenhängt, ist die Luftfeuchtigkeit. Gerade dadurch, dass viele Zimmerpflanzen aus den Tropen kommen, benötigen diese eine hohe Luftfeuchte. Die Phalaenopsis-Orchidee ist dafür ein gutes Beispiel. Aber bei der Luftfeuchte gibt es zahlreiche Ausnahmen wie die Birkenfeige oder die Schefflera, die ebenfalls aus den Tropen kommen, aber auch mit trockener Luft gut zurecht kommen. Und wiederum Pflanzen wie die Yucca – die aus der Savanne kommen – vertragen dagegen prima trockene Luft.
Dazu muss man sagen, dass man generell bei uns in den Wohnung zu trockene Luft hat. Gerade im Winter. Dazu hat man die Möglichkeit, entweder per Hand die Pflanzen zu besprühen oder mit Schalen oder einem Brunnen die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen. Man darf von diesen Maßnahmen keine Wunder erwarten. Sie helfen den Pflanzen nur, den Winter zu überstehen, bis es wieder von alleine eine natürlich hohe Luftfeuchtigkeit hat.
Würde man wirklich eine dauerhaft sinnvolle Erhöhung der Luftfeuchte wollen, müsste man mit speziellen Luftbefeuchtern nachhelfen. Da man aber die Pflanzen auch so ganz gut pflegen kann, wäre das eine übertriebene Maßnahme.
Der Kauf einer Zimmerpflanze
Hat man all diese Überlegungen angestellt hat man zahlreiche Möglichkeiten, die Pflanzen zu kaufen. Wo ist jedem selbst überlassen. Gute Qualität findet man wirklich nur im Fachhandel, währenddessen man im Supermarkt zum Teil nur sehr schlechte Ware erhält, die sich aber mit der Zeit auch gut entwickeln kann.
Wer eine Vorliebe für spezielle Pflanzen wie Sukkulenten/Kakteen, Orchideen oder fleischfressende Pflanzen hat, der sollte am besten eine Spezialgärtnerei besuchen, die sich auf die jeweiligen Pflanzen spezialisiert hat und dementsprechend eine Auswahl und Beratung anbieten können.
Wer im Bau- oder Supermarkt Pflanzen einkauft, sollte auf folgende Qualitätsmerkmale achten, mit denen sich gesunde, robuste Pflanze erkennen lassen:
- Wo stand die Pflanze im Laden? Hat sie genügend Licht bekommen? Wie sieht es mit Zugluft aus?
- Wie ist der Wuchs? Er sollte kompakt sein und keine langen, dünnen Triebe haben.
- Wie sehen die Blätter aus? Sind die Blattränder grün? Gibt es auffällige Flecken? Haben die Blätter eine gewisse Spannung und sind nicht weich?
- Auch sollte insgesamt die Pflanze keine Flecken oder andere Auffälligkeiten wie weiße oder schwarze Punkte (Schädlinge) aufweisen.
Mit diesen Punkten kann schon ganz gut erkennen, ob es sich um eine gute Pflanze oder eher um Ramsch handelt. Wobei das nur eine sehr generelle Anleitung ist!
Doch letztlich steht man im Laden und weiß nicht, welche Pflanze welche Ansprüche hat. Nun, da hilft es nur, die Etiketten zu studieren was am besten passt oder einen Verkäufer zu fragen.
Und wer neu anfängt sollte es zum Teil einfach ausprobieren. Selbst wer Erfahrung mit Zimmerpflanzen hat, wird immer wieder neues feststellen und selbst als Profi lernt man immer wieder etwas hinzu. Es lohnt sich, eine grüne Wohnung hat ihren Reiz. Egal ob wenige oder viele Pflanzen. Sie verbessern das Raumklima, filtern Schadstoffe heraus und machen optisch etwas her, was sogar das eigene psychische Wohlbefinden stärken kann.
Also: Los gehts! Und wenn Fragen auftauchen, darf man mich gerne über die verschiedenen Kanäle mit Fragen bombardieren!
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